HBS: 20 Jahre Beginn des Tschetschenienkriegs

Im Russland Blog der „Heinrich Böll Stiftung“ hat Herr Jens Siegert versucht das in Erinnerung zu rufen, was viele schon vergessen haben und ein Rückblick gewagt. Diesen Beitrag habe ich leider erst heute entdeckt.

Vor ziemlich genau 20 Jahren begann der Erste Tschetschenienkrieg. Ziemlich genau. Denn die genaue Datierung ist nicht ganz einfach. Es gibt drei Daten. Am 26. November 1994 versuchten etwa 1.200 tschetschenische Kämpfer, unterstützt von russischen Soldaten, die tschetschenische Hauptstadt Grosny zu erobern. Der Versuch scheiterte blutig. Die Angreifer wurden aufgerieben. Viele wurden getötet. Daraufhin unterschrieb Präsident Boris Jelzin am 30. November einen Ukas zur „Wiederherstellung der verfassungsgemäßen Ordnung“ in Tschetschenien. Am 11. Dezember dann marschierten russische Truppen nach Tschetschenien ein, aus dem sie sich nach dem Ende der Sowjetunion fluchtartig und unter Zurücklassung fast aller Waffen zurückgezogen hatten.

Nachdem diese Notizen schon fertig und redigiert waren, hat eine unbekannte Zahl von Bewaffneten im Stadtzentrum von Grosny mehrere Gebäude besetzt. Es gibt Tote. Die, laut tschetschenischem Oberhaupt Ramsan Kadyrow, inzwischen „sicherste Stadt Russlands“ ist ganz plötzlich wieder unsicher geworden. Die Menschen fürchten sich, einige flüchten. Schnell sind die Erinnerungen an noch schrecklichere Zeiten zurück. Um diese Erinnerungen geht es hier. Im Folgenden werde ich weniger analysieren und bewerten als vielmehr, ja, (mich, uns) erinnern. Denn wir mögen uns daran gewöhnt haben, nicht mehr alltägliche Schreckensmeldungen aus Tschetschenien zu hören. Der aktuelle Schrecken dort ist ruhige, friedhofsruhiger. Aber er ist nicht weg. Nur verdrängt. Von Hoffnung und von Angst. Weiterlesen